Auf formspring.me wurde ich letztens gefragt, warum ich mich (im Rahmen des Netzwerkes open3.at) für Open Data engagiere. Für alle, die mit diesem Thema wenig anfangen können, zuerst mal eine kurze Erklärung, worum es bei Open Data eigentlich geht:
Open Data ist so etwas wie der Abschied vom Amtsgeheimnis. Die Idee: Behörden stellen ihre nicht-personenbezogenen Datenbestände maschinenlesbar online zur freien Nutzung zur Verfügung und erlauben nicht-amtlichen Entwicklern sogar, für diese Daten eigene Applikationen zu programmieren.
Das Ergebnis ist ein nie gekanntes Maß an Transparenz, neue Sichtweisen auf die Informationen und vielfältige Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung (Beispiel 2).
In den USA und Großbritannien gehören offenen Daten daher bereits zum Regierungsprogramm. In deuschen (und österreichischen) Amtsstuben dringt die Idee erst langsam vor.
Quelle des vorigen Absatz ist ein Blogbeitrag des ZDF-Videopodcasts „elektronischer Reporter“ (Hervorhebungen und Ergänzungen in fett von mir), welche auch einen Videobeitrag produziert haben, der die wichtigsten Punkte zum Thema Open Data zusammenfasst (leider nicht mehr online verfügbar).
Dass diese Potentiale vor allem auch für die Verwaltung von Städten gelten, hat Klaus Werner-Olobo in seinem Blogbeitrag „Open Data – was ist das?“ sehr gut herausgearbeitet (Hervorhebungen in fett von mir):
Was New York, San Francisco und London vormachen, sollte auch Wien können: Nicht-personenbezogene Daten, Dokumente und Entscheidungsprozesse den Bürgerinnen und Bürgern maschinenlesbar in offenen Formaten zur Verfügung stellen und sie mithilfe moderner Technologien an Entscheidungen teilhaben lassen.
Der Nutzen: Daten, Studien und die politische Entscheidungsfindung von Regierung, Magistraten und Bezirken werden transparent und nachvollziehbar. Dazu gehören etwa Fahrplandaten, Geodaten und Kartenmaterial, aggregierte demographische Daten, die Verbrauchsdaten öffentlicher Betriebe, Umweltmessdaten, Infrastrukturdaten, Wirtschafts- und Budgetdaten etc.
Open Data bzw. die damit gemachten Anwendungen und Visualisierungen helfen somit der Legitimierung der Stadtverwaltung und ihrer politischen Instanzen. Bürgerinnen und Bürger haben jederzeit Einblick, private Software-EntwicklerInnen, wissenschaftliche Institutionen, NGOs oder JournalistInnen können Daten verknüpfen und daraus – ohne zusätzlichen Investitionsaufwand für die Stadt – neue Anwendungen und Informationsmodule gestalten, die der Allgemeinheit wieder zur Verfügung gestellt werden.
Zu abstrakt? Hier ein Beispiel: in Deutschland wurde das Projekt www.offenerhaushalt.de von Tactical Tools mit Unterstützung des Open Data Network Deutschland gestartet. Auf einer Webseite wird der gesamte deutsche Bundeshaushalt in übersichtlicher Form dargestellt; Benutzer können sich bis in die Details durchklicken, einzelne Datensätze kommentieren und sich so eine bessere Meinung vom Budget bilden:
Die Daten für dieses Projekt wurden zwar noch nicht von der deutschen Bundesregierung in maschinenlesbaren Formaten zur Verfügung gestellt, sondern mussten gescraped – d.h. zum Teil aus PDF-Dateien extrahiert werden. Trotzdem zeigt dieses Projekt meines Erachtens gut auf, welcher Nutzen für jeden Bürger mit opendata-Anwendungen geschaffen werden kann.
Generell glaube ich, dass “offene Regierungsdaten” das Potential haben,
- Politik und öffentliche Verwaltung offener, transparenter und bürgernäher zu gestalten,
- gesellschaftliche Missstände sichtbar zu machen sowie
- auf individueller Ebene qualifiziertere Entscheidungen zu treffen.
Ganzheitlicher gesehen sind „offene Regierungsdaten“ jedoch nur ein Baustein von vielen, die für die Erreichung einer transparenteren Gesellschaft notwendig sind.
Der nachfolgende Transparenzkreislauf verdeutlicht dies meines Erachtens sehr gut:
Ich bin der Meinung, dass die Probleme der heutigen Zeit nicht mehr hinter verschlossenen Türen ausschließlich von „Experten“ gelöst werden können, sondern es z.B. eine umfassende Information und Einbindung der Bevölkerung bereits im Vorfeld erfordert.
Open Data kann ein Weg dazu sein, um z.B. vor einer anstehenden politischen Entscheidung die Hintergrundinformationen aufzuzeigen und es so den Bürgern zu ermöglichen, sich auch selbst eine fundierte Meinung zu bilden und informierter am politischen Geschehen teilhaben zu können.
Stichworte: opendata, opengov, opensociety
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